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Der verlorene Sohn
#1

Durgarnkuld schrieb:Nach dem letzten Gespräch mit Ny'ara machte sich Seamus zu den sieben genannten Elfen auf. Das soziale Umfeld, in dem der vermisste Elion aufgewachsen war und immer wiederkehrte, könnte immerhin Hinwiese dazu liefern, wer es auf ihn abgesehen hatte.
Ihn und diese unbekannte kleine Gestalt.
Erste Anhaltspunkte waren die Sonnenelfen, die seine Mutter namentlich genannt hatte. Vielleicht stand jemand der Sieben mit dem alten Sonnenelfenhaus ja in Verbindung. Ob es der anliefernde Jäger war oder die Blumenmaid, die Schneiderinnen ... wer auch immer.
Seamus fackelte auch nicht lange, sondern kam, sobald er die jeweilige Person ausfindig gemacht hatte, rasch mit der Sprache raus, dass der Sohn von Ny'ara vermisst wurde und jeder Anhaltspunkt von entscheidender Wichtigkeit sein konnte. Wann sie ihn das letzte Mal gesehen hatten, wie er gewirkt hatte, ob er mit irgendwem sprach oder stritt, an ungewöhnlichen Orten gewesen war.
Alles konnte helfen.

Für die Gefährten hatte er im gemeinsam bezogenen Mietshaus in einer Abstellkammer von Frau Kuchen ein erstes grobes Sozialumfeld aufgebaut, an den man sich abmühte.

Tharona fragte in der Hohenbrunner Siedlung nach, ob die kleine Gestalt aus dem Verlies womöglich zu ihnen gehörte.
Zumindest in Elboria wurde kein Kind und auch kein Hin- oder Gnomenhändler vermisst.

Um bei dem altehrwürdigen Sonnenelfenhaus aufzuschlagen, war es besser, wenn Lueith sich dessen annahm.

bergatroliet schrieb:Tharona mochte die Hohenbrunner. Halblinge und Gnome waren zwei aufgeschlossene und herzliche Völkchen und die Kochkunst der ersten war natürlich unübertroffen. Bei einem ihrer Besuche im Lager der Hohenbrunner (die auch immer gut waren, ihr Hin zu üben) hörte die Stadtangestellte sich einmal bei den kleinen Leuten um, ob in letzter Zeit jemand von ihnen vermisst wurde. Auch ob es Gnome und Halblinge gab, die sich öfter mal nach Elboria aufmachten und von ihrer letzten Reise noch nicht zurückgekehrt waren.

Und wenn es sich anbot, blieb sie auch um beim Essen machen und Essen essen zu helfen, Geschichten auszutauschen oder die Kinder mit ihrem Flötenspiel zu bespaßen.

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Im Rathaus versuchte Tharona außerdem die Adressen von Hans Blattgrün und - so vorhanden - Malina herauszusuchen. Auch diese beiden sollten noch zu Elion und seinem Verschwinden befragt werden. Grade seine Verlobte Malina mochte vielleicht das ein oder andere beitragen können, einen wichtigen Hinweis liefern, der sie dem Vermissten näher bringen konnte.

So sie fündig wurde, heftete sie zwei kleine Notizen mit den Adressen an die entsprechenden Stellen der Ermittler-Pinnwand in Frau Kuchens Besenkammer, sodass Dreufang wie besprochen mit seinem Bruder im Geiste - dem Hans - sprechen konnte.

Nutmeg schrieb:Seamus würde von allen Elfen, bei denen er vorstellig wurde, freundlich begrüßt werden.
Der erste Eindruck: keiner schien Menschen zu verachten oder kühl im Umgang mit ihm zu sein.
Seien es die Schneiderschwestern, die Bäckerin, die Blumenelfin oder gar der Jäger, den Seamus wirklich nur durch Glück! in der Stadt auffand - man plauderte, wirkte interessiert...und dann nur noch verwundert bis schockiert, dass Ny'aras Sohn verschwunden sein sollte.

Elion war ein guter Junge, darin waren sich alle einig. Na gut, er hatte den Makel eines Halbelfendaseins und, darin war man sich auch einig, das war eben nicht wirklich leicht. Aber er hatte das Beste daraus gemacht. Lebte in den beiden Welten und wirkte in beiden sicher. So ein Exemplar wie ihn, das fand man nur selten.
Das letzte Mal gesehen worden war er von den Sieben an unterschiedlichen Orten. Am Markt, die Auslagen einer Kräuterfrau betrachtend. In den Schlossgärten mit seiner Mutter am Abend spazierengehend. In der Schänke, trinkend und elfische Reiselieder (und menschliche Liebeslieder) singend.
Gestritten hatte er sich mit keinem, er war eigentlich immer ein gutgelaunter Zeitgenosse, so wie sie ihn in Elboria erlebten. Keinerlei Gram, selbst gegenüber denen nicht, die doch mal ab und an eben etwas Spitzes von sich gaben.
Die Familie Dirthaltin kannte natürlich jeder, aber keiner sah eine besondere Verbindung zwischen Elion und diesen. Es war eben eine stolze Familie, reich und alt. Und Elion war halt das Gegenteil. Was sollten diese beiden Pole miteinander zu schaffen haben?

~*~

Tharona würde von den gastfreundlichen Hin gebührend empfangen und bewirtet werden. Man musizierte mit ihr, lud sie zum Wildschweinbraten ein und machte spontan einen Märchenabend für die Kinder (und die im Herzen Junggebliebenen).
Im "Hohenbrunn" vor der Stadt konnte man es sich gut gehen lassen.
Nur - vermisst wurde keiner. Zumindest nicht direkt...
Es gab den Timotheus, der hatte sich schon lange nicht mehr blicken lassen.
Er war eher in den Wäldern zuhause, hatte eine kleine Hütte im Silberwald. Meist kam er zumindest einmal im Mond vorbei und verbrachte ein paar Tage bei seiner Schwester Gunhilde Sonnenblum und ihrer Familie. Aber nun war schon seit längerem nicht mehr gesehen worden. 

Nach dem schönen Tag in Hohenbrunn würde Tharona aber dann wohl wieder Bücher wälzen müssen im Rathaus. Und da auch schnell fündig werden.
Hans Blattgrün wohnte laut dem Verzeichnis im Ankergässlein 7.
Malina Wildfang, die war nicht zu finden. Aber dafür gab es eine Maria Wildfang - die einzige Wildfang, die Tharona auffinden konnte. Auch diese wohnte im Hafen, In der Bilge 2 war die Adresse.
Und so konnte Tharona erfolgsgekrönt zumindest diese beiden Adressen an die Ermittlertafel pinnen, nachdem sie ihr Tagwerk verrichtet hatte.

Lyraee schrieb:An der Tafel in Frau Kuchens Abstellkammer wurden ergänzende Informationen angebracht:

Haus Dirthaltin:
  • sehr altes Haus, seit Gründung oder kurz nach Gründung Elborias auf Amdir ansässig
  • stolz, traditionalistisch (Sonnenelfen eben...)
  • Mitglieder sind angemessen in Tempel oder Stadtdiensten vertreten
  • streng geführtes Haus (Bediensteten wie Mitgliedern gegenüber)

Lage:
  • Nahe des Palastes
  • ziemlich 'abgeriegelt', Fremde haben nur sehr eingeschränkt Zutritt
  • Keller vorhanden (mutmaßlich vom Vestibül aus zu erreichen, evtl. auch Zugang von außen? -> Ael'asar)

Kordul Dirthaltin:
  • Patriarch des Hauses
  • ehemaliger Ratsherr
  • im Volk eher unbeliebt
  • lebt sehr zurückgezogen
  • mit der offenen Politik der Seldarelle ist er nicht zufrieden

Nat'har Dirthaltin, der mich empfangen hat:
  • Enkelsohn Korduls
  • Anwärter Vallendár
  • zu Bannitlithar wird eine "flüchtige Bekanntschaft" bestätigt
  • auf Elion angesprochen keinerlei Regung oder Interesse für dessen Verschwinden 

Ael'asar:
  • mondelfischer Diener im Haus Dirthaltin
  • Elions Verschwinden und Nyaras Kummer machen ihn sehr betroffen, er verspricht Informationen an mich weiterzuleiten, sollte er etwas darüber erfahren
  • jederzeit ein Treffen nach Feierabend in der Taverne Sain Amdir möglich

Ama'teas Name ist um einen Nachnamen ergänzt "Bannitlithar":

Haus Bannitlithar:
  • erst seit einer Dekade in Elboria ansässig
  • "neureich"
  • keine erkennbare Verbindung zwischen Dirthaltin und Bannitlithar abgesehen vom sonnenelfischen Hintergrund

Lage:
  • mehr gen Markt gelegen
  • Keller (bestimmt) vorhanden
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#2

Byra schrieb:Mit der durch Tharona verschafften Anschrift des Vaters bewaffnet, begab sich zur späten Stunde der in zweierlei Professionen tätige Dreufang zum Wohnsitz des Hans. Er hoffte, der fortgeschrittene Tag hatte Hans von der Arbeit am Hafen nach Hause kehren lassen. Auch ein feierabendliches Bier hatte der Söldner bei der Wahl des Zeitpunkts seines Besuchs miteinkalkuliert.

In eine saubere, schlichte Tunika gehüllt und mit dem vertrauten Gewicht seines Schwertes an der Hüfte klopft der Söldner - weder zaghaft noch bedrohlich - an die Eingangstür des Hans. Hoffend, dass sich seine Planung als richtig herausstellte und man ihm öffnen würde, während sich über dem Hafen die Sonnenscheibe langsam senkte.

Nutmeg schrieb:Und Dreufang schien in der Tat Glück zu haben, als nur kurz nachdem er geklopft hatte die Holztüre knarzend aufging, zumindest einen kleinen Spalt.
Ein älterer Mann schaute durch den Spalt auf den "Zöldner", und seine buschigen Augenbrauen hoben sich fragend.
"Ja? Bitte?"
Merklich verwirrt schien der Mann von dem Besuch, aber immerhin knallte er Dreufang nicht gleich die Tür wieder vor der Nase zu.

Byra schrieb:Der Zöldner hielt sich nicht mit unnötigen Höflichkeitsfloskeln oder Finten auf, um dem älteren Mann irgendetwas zu entlocken. Mit schonungsloser Ehrlichkeit offenbarte er Hans den Grund seines Hiersein, ohne es dabei an der gebotenen Freundlichkeit und Anteilnahme mangeln zu lassen.

"n'Abend, guter Mann. Hans, nehme ich an? Mich nennt man Dreufang. Ich und einige andere suchen im Auftrag seiner Mutter nach eurem elfischen Spross."

Dreufang verhehlte auch weiterhin nichts und breitete alle zusammengetragenen Informationen vor Hans aus; auch das eine Spur zur Arena und angeblichen Wettschulden führte. Ein Vater - selbst wenn er getrennt von seinem Sohn lebte oder ein Zerwürfnis zwischen ihnen bestand - hatte es verdient darüber Bescheid zu wissen und vielleicht vermochte gerade diese im Hafen so geschätzte Offenheit dem Vater hilfreiche Hinweise entlocken.

Zumindest soweit diese unverblümte Offenheit nicht alte Wunden aufriss und das Gespräch der beiden abrupt mit einer zugeschlagenen Tür enden liess.

Nutmeg schrieb:Und Dreufangs doch recht schonungslose Eröffnung würde dem älteren Herren ein überraschtes Brauenheben, gepaart mit einem deutlichen Erblassen des wettergegerbten Gesichtes entlocken.
Und dann würde er nach einigen Schrecksekunden Dreufang auch einlassen.

((machen wir lieber ig weiter Smile Ich schreibe dir eine PM))

Byra schrieb:Dreufang ergänzte die im Keller des Mietshauses ausgehängte Karte um einige weitere Punkte

Hans Grünblatt
  • Vater von Ellion
  • ehemaliger Jäger
  • wegen Alter und hinkendem Bein beschäftigt er sich nun mit Schnitzarbeiten für den örtlichen Schreiner
  • erhielt häufig Besuch von Ellion, der von seinen Reisen berichtete
  • berichtete davon, dass Ellion ein unwohles Gefühl in der Nähe einer Elfe beschlich; konnte die Elfe nicht unmittelbar als Ama‘tae benennen
  • Ellion ist ihm sonst als Frohnatur bekannt, die nie lange grämt
  • war ehrlich überrascht und emotional bewegt als ich ihm von Entführerung berichtete
  • wollte nach unserem Gespräch nach Elboria zu Ellions Mutter aufbrechen; für weitere Fragen kann man ihn dort finden

Arena (nicht geprüft und beruhend auf den alleinigen Aussagen des Vaters)
  • es sind über Ellion keine Fehden oder Schulden bekannt
  • Ellions Besuche dort beschränkten sich auf Treffen mit Peter und Tim und als Zuschauer bei den Kämpfen
  • Ellion ist ein Anhänger des Kempen Bernd der Blitz

Peter und Tim (nicht geprüft und beruhend auf den alleinigen Aussagen des Vaters)
  • Hafenleute, ungefähr in Ellions Alter
  • Freunde Ellions aus Kindertagen
  • anständige Leute, denen die Tat oder eine Beteiligung nicht zuzutrauen wäre
  • Ellion traf sich regelmäßig mit ihnen zum Umtrunk in der Arena

Jagdhütte im Silberwald (nicht geprüft und beruhend auf den alleinigen Aussagen des Vaters)
  • Rückzugsort von Malina und Ellion
  • für Ortskundige leicht zu finden
  • Vater war noch nie dort, sollte aber auf Einladung hingeführt werden

Ama‘tae
[...]
  • auch der Vater hatte Kenntnis darüber, dass Ellion in ihrer Nähe „Unwohlsein“ verspürte

Malina Wildfang
[…]
  • potentieller Aufenthaltsort: Jagdhütte im Silberwald
  • könnte Kenntnisse über mögliche Feinde besitzen, mit denen Ellion seine Eltern nicht beunruhigen wollte → Verweis auf augenscheinliche Frohnatur

Lyraee schrieb:Ihr nächster Besuch in Elboria führte Lueith unter anderem auch wieder einmal zum Hort des Wissens der Elfenstadt: die Bibliothek und Akademie von Elboria. Man mochte die sprunghaften, in unvorhersehbaren Zyklen stattfindenden Besuche und Abstecher Lueiths mittlerweile vielleicht gewohnt sein – doch es ließ sich nie vorhersagen, welch Interesse die umtriebige Botschafterin (oder Vagabundin) diesmal gepackt hatte und in die Hallen von Labelas Wohlwollen führte.
Dieser Tage interessierte sich für die Geschichte Elborias selbst. Genauer gesagt die Architektur der Stadt hatte es ihr angetan. Noch genauer die Bauweise des Palast-  und Marktviertels von Elboria. Welches war das älteste Gebäude der Stadt, wen betraute man mit Stadtplanung oder verließ man sich auf die Intuition des Gemeinschaftssinns des Volkes, dass die Stadt im gemeinsamen Geiste zu einer funktionierenden Schönheit wachsen würde, ohne sie mit all zu beengender Rigidität in eine Spur zu drängen?
Welcher Stil war hier verkörpert, wer war der Schöpfer und Kreateur der herrlichen Häuser? Welche Merkmale und Besonderheit trugen seine und ihre Handschriften, was war typisch und annähernd immer zu finden? Häufig wurde in elfischer Bauweise auch Magie eingewirkt und obwohl aus Marmor, Stein und Alabaster errichtet, waren die Paläste so feingliedrigen, filigran äthersich... wie genau verband man bei der Errichtung von Elborias schönen Vierteln die Gabe Corellons mit den handwerklichen Wundern des hohen Volkes? Welche Schutzmagie boten vielleicht die Häuser selbst, oder hatte man sich ganz auf die Hochmagie des Mythals verlassen? Mit solchen und weiterführenden Fragen tastete sich Lueith geduldig und nach und nach immer weiter heran, von Schrift und Buch zu Traktat und gebündelten Notizen, von Kundigen zu Gelehrten... soweit es sie eben führte - um hoffentlich früher oder später tatsächlich an Pläne von Elborias Erbauung oder gar einzelner Hauspläne zu geraten, sollten diese in den Archiven der umfangreicher Bibliothek denn zu finden sein. Vielleicht mochte ihr das Glück Haelas ja auch in diesen Tagen lachen, auch wenn es beileibe keine konventionelle Schlacht war, die Lueith mit ihrem Tun vorbereitete...

Durgarnkuld schrieb:Seamus derweil hatte zweierlei im Auge.
Der Totenpriester hatte die Wichtigkeit der Verlobten mehrmals betont gehabt. Nach einigem Kramen in seinen wirren Zetteln und noch wirrerem Geist fand er wieder die Adresse: nicht der Verlobten, die ja zurecht Wildfang hieß, aber dafür der Schwester Maria.
Er würde mit seinem Sonnenscheinchen an der Hand einmal dieser Tage bei ihr anklopfen, sollte sie noch dieselbe Adresse haben. Vielleicht erinnerte sie sich an ihn – zumindest strubbelte er seinen roten Schopf, der ja sicher Verbinden würde bei Rotschöpfen dieser Welt!, lächelte sie an und stellte sich noch einmal vor.
Er war so in der Gegend gewesen mit Annabell und musste wieder an den Fall denken … wenn er denn eintreten dürfe, auf einen Plausch, fragte er nach Maria Wildfangs Befinden. Erzählte etwas von seinen Allüren als (Zieh)Vater, der Stand im Hafenviertel allgemein.
Irgendwann lenkte er dann noch einmal auf Malina. Sie sollte damals die Insel verlassen haben, daran erinnerte er sich. Hatte sie Briefkontakt zu ihrer Schwester? Oder war sie wirklich nach Elions Verschwinden auf Dauer fort?
So oder so fragte er noch einmal nach der gemeinsamen Hütte im Walde. Wenn die Schwester nicht wüsste, wo die genau ist, dann vielleicht niemand.

Ein wichtigerer Besuch war allerdings der Zweite. Da die Handelsschiffe derzeit spärlicher eintrudelten, war der Handel auf der Insel umso wichtiger. Ein guter Vorwand, um mal wieder nach Elboria zu reisen.
Seamus vergaß nie die kleinen Leute. Ob es der arme Kutscher der Reichen Schnöselfrau seiner ersten Anreise nach Elboria gewesen war, oder eben die trauernde Mutter eines Halbelfen. Er hatte Kontakt gehalten, so gut es eben ging.
Hoffentlich war sie demnach nicht zu überrascht, als der Tethyri mit Kiebitz Tattoo dann einmal wieder an ihre Pforte klopfte, einige Besorgungen für das Handelshaus im Schlepptau.
Der Schwarze Barde wollte sehen, wie sie sich schlug dieser Tage. Der letzte Besuch war auch etwas her. Und auch wenn es dank der nunmehr verstrichenen Jahre sicher ein schwacher Trost war, würde er ihr eines versichern, was er damals mit Tharona versprochen hatte. Sie würden nicht aufgeben. Sie hatten jeden an Bord geholt, den sie kannten, der ihr Gewissheit geben würde.

Nutmeg schrieb:Lueith war wie immer in den Hallen der Bibliothek Elborias willkommen und fand natürlich auch problemlos Zugang zu den Büchern, die sie einsehen wollte.

Das älteste noch stehende Gebäude war wohl in der Tat der Palast, auch wenn er beständig ausgeweitet und renoviert worden war.
Die anderen Häuser im Marktviertel waren im Laufe der Jahrhunderte neu gebaut oder ganz entsorgt worden, so dass vieles nicht mehr dem Ursprung gleichen mochte. Es gab keinen wirklichen Stadtplaner, man vertraute auf den elfischen Gemeinschaftssinn, das elfische laissez faire und das elfische Verständnis von Ästhetik. So fügte sich alles zusammen ohne dass jemand in seiner Freiheit eingeschränkt war.

In diesem Viertel vermischte sich sonnenelfisch-pompös-grandioser Stil mit den leichteren, verspielteren Strukturen ihrer Mondgeschwister.
An den meisten Häusern waren kunstvolle Statuen in den Gärten oder an den Häusern direkt zu sehen - zu Ehren der Götter, der Natur und auch Elborias selbst. Obwohl hauptsächlich Marmor für die Anwesen der Reichen verwendet worden war, waren sie in der Tat so filigran und delikat wie Tortenkreationen und ließen die Schwere menschlicher Prunkbauten vermissen.
Die Magie spielte dort ebenfalls eine Rolle - man verließ sich nicht auf den Mythal, sondern webte wohl individuell Schutzvorkehrungen in das Gebäude ein.
Das eine paranoide Haus, das andere weniger. Vertreten war die Nutzung des Gewebes jedoch überall im Viertel.

Die Namen derer, die für die Erscheinung der Häuser verantwortlich zeichneten, waren nie einheitlich - mal war es der Patriarch oder die Matriarchin des Hauses selbst, die entworfen hatte, wie es aussehen sollte. Mal waren es externe Künstler, jedoch niemand der besonders beim Studieren der Dokumente auffiel.
Was jedoch auffiel war, dass sich ein Name immer wiederholte - wohl der Baumeister, der nachdem das Anwesen auf dem Zeichenbrett entworfen worden war die Vision mit seinen Mannen in die Tat umsetzen musste: Inglor Ondo'her.

Nach einigem Suchen fand Lueith wohl auch diverse Pläne von Elboria, wie sich die Stadt im Laufe der Zeit verändert hatte.
Baupläne zu einzelnen Häusern fehlten jedoch.

Als Seamus nach dieser langen Zeit bei Maria auftauchte, würde er erst einmal verwundert angeschaut werden. Recht schnell jedoch erinnerte sich die Frau an ihn und bat ihn herein, sicherlich vor allem weil er seinen Sonnenschein Annabell dabei hatte, der ja bekanntlich jegliche Türen und Herzen öffnen konnte.
Die beiden plauderten über Alltägliches, während Seamus Bier und Kuchen kredenzt bekam.
Ja, Maria hatte brieflichen Kontakt mit Malina. Malina hatte sich in den letzten beiden Jahren ein neues Leben in Chult aufgebaut, wo sie ihr in unregelmäßigen Abständen von Fort Beluarian aus schrieb. Auf die Frage nach der Hütte konnte Maria jedoch nur bedauernd verneinen. Irgendwo im Wald, in der Nähe des Sees. Mehr wusste sie nicht.

Weniger angenehm, weil viel emotionaler und trauriger, war der Besuch bei Elions Mutter.
Seamus spürte sofort, dass die Frau selbst langsam die Hoffnung aufgegeben hatte, nach Jahren ohne Nachricht ihres Kindes.
Sie berichtete auch - und die Tränen flossen ihr dabei über die Wangen - dass sie selbst noch einmal gesucht hatte, und wieder und immer weiter. Aber keine Spur ihres Jungen. Niemanden mehr, den es interessierte.
Ganz zögerlich, nachdem Seamus sein Versprechen wiederholt hatte, nickte sie. Niedergeschlagen und emotional am Boden - aber vielleicht hatte der Schwarze Barde doch ein kleines Fünkchen Hoffnung wieder entfacht.

Joe schrieb:Nach dem Gespräch mit Lueith und Dreufang kehrte Dialya nach Elboria zurück. Den ganzen Weg über dachte sie über das Gesagte und die Pläne nach. Sie beschloss. sich Zeit zu lassen, da das Verschwinden von Ellion schon eine Weile zurück lag. Als sie durch das Stadttor trat, hatte sie noch immer den üblen Geruch des Heerlagers bei Telodur in der Nase.

In ein hübsches Kleid geschlüpft schlenderte sie durch Elboria und betrachtete dabei die Häuser zwischen Marktplatz und Palastviertel. Bei jenem, welches ihr Lueith deutlich beschrieben hatte, schaute sie genauer hin und bewunderte die prachtvollen Verzierungen und Statuen, an denen sich der Efeu entlangschlängelte. Das musste das Gebäude der sonnenelfischen Familie Bannitlithar sein, dachte sie.

Am späten Vormittag suchte sie sich einen Platz am Markt aus, aus dem sie das Haus und dem Weg dorthin gut im Blick hatte und baute dort zwei Staffeleien auf und ein paar ihrer älteren Werke, zum Beispiel ein springender Wal im Meer oder ein halb verfallener aber prunkvoll gestalteter Tempel des Corellon aus vergangenen Tagen. Sie mischte ihre Farben an. Für einen Moment schloss sie die Augen und kramte in ihren Erinnerungen nach Motiven. Dann begann sie mit ihrer Arbeit und malte die weithin berühmte magische Mondbrücke, welche beide Stadtteile von Silbrigmond miteinander verbindet. Zwischendurch porträtierte sie Kinder oder Elfen, welche Interesse an ihr und ihren Werken zeigten und kam mit ihnen ins Gespräch. Dabei behielt sie immer wieder das zuvor erkundete Sonnenelfenhaus im Auge.

So versuchte sie, in den nächsten Tagen etwas mehr Aufmerksamkeit als Künstlerin ihres Volkes zu erlangen, in der Hoffnung, dass sich dies in Elboria herumsprach und auch bis zur Familie Bannitlithar vordrang.

Am Abend des ersten Tages schrieb sie noch einen Brief an Seamus und bat um ein Treffen am Brunnen von Mirhavens Marktplatz.

((Fortsetzung folgt))

Durgarnkuld schrieb:Seamus bereitete natürlich einen Zettel mit möglichen Themen für den nächsten Akt-Kalender vor, den Dialya für ihn malen könnte.
Dass das Treffen anderer Natur war, würde sich dann noch herausstellen!

Joe schrieb:Zur Mittagsstunde betrat Dialya fernab des Krieges im Zwergenreich in Elboria die Taverne. Sie bestellte sich etwas zu trinken und eine fleischlose Mahlzeit. Da nicht viel los war, verwickelte sie den Wirt in ein zwangloses Gespräch und zeigte ihm einige Zeichnungen, welche sie am Vormittag angefertigt hatte. Langsam lenkte sie das Gespräch zum Wohnviertel zwischen Markt und Palast, auf die teilweise prunkvoll verzierten Gebäude und auf die dort wohnenden Elfen. Dabei beschrieb sie geschickt das Haus, welche ihr Lueith beschrieben hatte.

Beiläufig würde sie folgendes im Gespräch erfragen.

- Welche Familie wohnt denn dort, wie heißt die edel und überaus hübsch aussehende Elfe, welche dort scheinbar wohnte

- wie angesehen das elfische Haus sei und ob es herausragende Dienste für Elboria leisten durfte

- ob er wisse, wer dieses Haus erbaut hat und wer dort wohl vorher lebte

- ob er die Familie, welche dort lebte gut kenne und er sie als Malerin empfehlen könne. Denn sie gab vor, höchsten Respekt vor den sonnenelfischen Geschlechtern zu haben und deren einzigartige Schönheit auf Leinwand für die folgenden Generationen verewigen zu wollen. Dabei zeigte sie ihm weitere kleinere Portraits und hoffte, den Wirt beeindrucken zu können.

Anschließend kehrte sie zurück zu ihrem Platz und beendete eine angefangene Arbeit über die Wasserfälle Elborias im Lichte eines Vollmonds. Dabei malte sie einen der Fälle so, als würde ein Einhorn durch die Gischt des gefallenen Wassers zu erahnen sein.
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#3

Dialya hatte sich zum Malen einen wirklich schönen Platz ausgesucht. Die Aussicht auf die Häuser der hohen Familien Elborias war herrlich - war die Baukunst der Elfen eben eine wirkliche Kunst für sich.
Und da Elfen für Kunst empfänglich waren wie kein anderes Volk, blieb die Zeichnende auch nicht lange alleine.

Eiin weitgereister alter Elfenmann erkannte die Mondbrücke und seufzte sehnsüchtig, um sich in einer Geschichte über Silbrigmond auszulassen - natürlich hatte er damals, genau auf dieser Brücke, als junger Mann eine bezaubernde Menschenfrau geküsst. Sie war mittlerweile schon sehr lange tot..aber dieser eine Sommer mit ihr war magisch.

Ein paar elfische Kinder fanden Gefallen am Wal und bestaunten das Bild. Zwei silberelfische Maiden ließen sich von Dialya portraitieren, um das Portrait ihren Liebsten zu schenken. Es war viel los um die Künstlerin herum. Aber von dem Haus, welches sie beschattete, kam niemand hervor. Keiner davon schien sich hinzureißen zu lassen, unters Volk zu treten.
Auch in den nächsten Tagen trat niemand aus dieser Sonnenelfenfamilie neugierig hinzu, um Dialyas Werke zu betrachten.

Bei ihrer Malpause in der Taverne zu Elboria, gestärkt und gesättigt, fiel es ihr leicht den Wirt zu einem Schwatz zu bringen. Mit einem blitzsauberen Tuch auf einer Schulter, mit dem er die feinen Gläser gerne polierte, verweilte der Schankmeister ein wenig bei der Künstlerin und plauderte mit ihr. Ihre Fragen beantwortete er in dem routinierten Tonfall des Mannes, der schon lange eine Gaststube führte und diskrete, aber ehrliche Konversation betrieb.

In dem einen Haus? Da wohnen die Bannithlar. Eine sonnenelfische Familie..Die hübsche Elfe die du meinst ist sicherlich die Tochter des Hauses gewesen. Schön ist sie, das stimmt wohl.
Aber auch ein bisschen....
Da wog der Wirt den Kopf und wechselte sein Poliertuch von einer Schulter zur nächsten.
....ein bisschen entrückt von der Stadt und den Leuten an sich. Man bleibt oft unter sich da.

Nachdenklich schwieg er nun einen Moment, und kratzte sich am Kopf.

Die Bannithlar sind erst vor kurzem hier zugezogen. Zehn Jahre oder so....vorher wohnten in dem Haus die Ky'nes, die haben das damals auch bauen lassen von Ondo'her. Die Ky'nes sind auch eine sonnenelfische Familie. Die haben irgendwelche Verbindungen mit den Bannithlar, vielleicht die Tochter des Hauses, die den Sohn des anderen Hauses geheiratet hat...du weißt ja, wie das bei den Sonnenelfen ist. Da verbünden sich dann zwei Famiilien und schmieden eine Allianz..
Der Mondelf winkte ganz verhalten ab.

Jedenfalls sind die Ky'nes damals nach Immerdar und haben den Bannithlar das Haus hier überlassen. Die haben viel Geld aber ihre Position hier ist noch ein bisschen wackelig. Sind ja noch ganz neu.
Ich habe mit denen auch nichts zu tun, sie kommen nie in meine Taverne. Also vielleicht gehst du am besten einfach mal selbst hin und klopfst. Mehr als Nein sagen können sie ja nicht!
Apropos...kannst du vielleicht ein Bild von meiner Arines malen? Möchte es über den Kamin hängen...und du fängst bestimmt ihr silbriges Fell genau richtig ein!

So hatte Dialya einen Auftrag über das Portrait einer höchst verwöhnten Katze und vielleicht ein paar Informationen gewonnen.
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#4

Schweiß klebte an seinem ganzen Körper. Eine übersehene Schutzglyphe, Feuer – brennende Gliedmaßen, die aus zersprengten Gläsern auf kalten, abweisenden Felsboden sprangen. Die Anstrengung eines Waffenarms, der wieder und wieder zustach. Mit jedem Schnitt und Stich aus vermeintlich Übermächtigen ebenso äußerst sterbliche Schwächlinge machte.
Der Gestank verbrannten Fleisches und Haares, Exkremente aus Jahren der tierhaften – weniger als tierhaften Haltung.
Seamus blieb an der Seite des geistig gebrochenen Halbelfen, der auf Lueiths beschworener Scheibe zum Tempel surrte. Er blieb an seiner Seite bis er in die Hände der elfischen Heiler in die überbelegten Betten des Seldarine Tempels gebracht worden war. Ein Ort, wo er nichts tuen konnte. Vielleicht waren selbst den Heilern die Hände gebunden für den ersten Augenblick. Ein heißer Tropfen auf dem Stein.
Das Adrenalin pumpte weiter durch den Tethyri. Versuchte die Kälte dieses gottlosen Ortes zu vertreiben. Nicht ganz gottlos …
Erst als er sicher war, dass die Priester und Versorger den Verlorenen ganz sicher hatten, führte ihn sein Schritt weiter. Die Wachen informieren, die Seldarelle höchst selbst, auf dass keine Gönner das Haus retten könnten … das wäre Angelegenheit Lueiths. Einer Botschafterin und Elfe.
Der Schwarze Barde trat den Gang an, den er vor Monaten, noch vor einem endlos anmutenden Krieg gegen finstere Horden bereits getätigt hatte. Er war weiterhin verschwitzt und aufgedreht, unruhig als er an die Türe klopfte.
Ny'ara …
Das vom Obduktionstisch in sein Gesicht verschmierte Blut verrieb er noch ein wenig.
Er lebt.
Keine großen Worte oder Reden. Kein Grandeur in der Präsentation. Nur ein erschöpftes Lächeln, das aber nicht schwächelte an Ehrlichkeit eines ehrlichen Lügners.
Ein Zeig, ein Deut gen des Hügels, wo die elfischen Götter über ihre Kinder wachten war vielleicht alles, was sie brauchte.
Die Schultern waren ihm dennoch schwer. Was in wenigen Wochen hätte erledigt werden müssen, hatte Jahre gebraucht. Elions Zustand ein Zeugnis eigener Nachlässigkeit. Wenn sie gelacht hatten und einen gehoben, war er misshandelt worden. Wieder. Und wieder. Und wieder.
Der Schmerz, den der Anblick des dämonischen Labors voll der Opfer, der Halbling- Gnomen-Vertrauten, deren Benandanti nun um sie trauern mussten. Menschen, Halbelfen … unfügsame Vollelfenblüter? Für etwaige Kompatibilität geopfert? Sympathisanten mit den sterblicheren Völkern wie Lueith? Wie viele ihrer Art mochten in den Gläsern verschwunden sein? Oder weit schlimmeres.

Rastlosigkeit beherrschte den Schwarzen Barden. Sofern Ny'ara es wollte, begleitete er sie. Bis zum Ende.
Aber dass diese Wurzel mit Stumpf und Stiel ausgerissen werden musste, war ebenso ohne Frage. Nicht in einem Zehntag oder später. Sie waren nun gewarnt. Kein Zweifel, dass früher oder später jemand nach dem Labor sehen würde. Gönner gab es sicherlich im Haus der Seldarelle. Alte Sonnenelfenhäuser wie die Farenruil?
Aber eine Fey'ri war es sicherlich nicht allein. Vielleicht war das ganze Haus voll der dämonischen Züchtlinge. Eine hatten sie überwältigen können. Aber mehr war eine harte Arbeit. Seamus schlief nicht.
Bis die nötigen Kräfte mobilisiert wären, hatten sie zu viel Zeit. Hin und her gerissen blieb er bei der trauernden Mutter, die sich auch einer grausamen Realität stellen musste. Nicht jeder Tod war mit dem letzten Atemzug getan.
Erst wenn er wusste, dass sie ihn nicht mehr brauchte galt sein Augenmerk dem Haus. Ohne Unterlass. Keiner durfte ihnen entwischen. Keiner aus diesem Haus. Wenn nötig, legte er sich auch allein mit jedem an, der wie eine Ratte das sinkende Schiff verlassen wollte.
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#5

Lueith eilte los, sobald Elion in Obhut gegeben worden war. So gut sie eben konnte, mit ihren schmerzenden Beinen, in der jede noch angerissene Muskelfaser, jeder noch angeknackste Knochen, ihr ganzer Kreislauf aufschrie und protestierte.
So viel Atemluft ihr eben blieb, für den Lauf, in der von Würmern zerfressenen Lunge.
Einige Male wurde ihr schwarz vor Augen, die Beine nicht mehr vertrauenswürdig und wabbelig, da hielt sie sich dann fest. An Mauern, Bäumen, Sitzbänken und Brückengeländern... an Dreufang - und versuchte Atem zu finden und zwang ihren Körper zu gehorchen, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Nicht gerade jetzt.
Sie bekam nicht genug Luft, hatte nicht genug Kraft, war nicht schnell genug... sie hasste es! Hasste es so sehr in diesem Augenblick und es meldeten sich alte, ungute Gefühle in ihrer Magengegend, die nicht der Übelkeit ihres rebellierenden Körpers zuzuschreiben waren.

Es war übel. Noch übler als sie es erwartet hatte.
Soetwas? Ausgerechnet in Elboria? Oder ausgerechnet in Elboria, das auf diesem weltfremden Eiland in Schlummer und von Nebel umhüllt soweit abgeschottet lag?
War das die Antwort auf Marwaens Kurs, Elboria weiter zu öffnen? Elboria war doch überhaupt erst aus dem Wunsch, sich der Welt, dem Handel mit den anderen Völkern zu öffnen, entstanden und hatte sich von Calledon abgespalten.
Es gab wohl immer solche, die lieber den Rückschritt wollten, weil ihnen der Fortschritt Angst machte.
Lieber "Zurück" - auf zu wohlig-altbekannten Gräuel?! Zurück zu der Zeit als sich Elfen mit Dämonen einließen? Zu der Zeit der Fey'ri?
Wahnsinnige!
Es war wie mit Glimmerbart. Nur...  schlimmer.
Immerlund damals hatte andere Schatten gekannt aber die Elfen, ihr Volk, war immer sie selbst geblieben...

Sie suchte zu allererst nach Edrahíl. Er war vertrauenswürdiger Kommandant der Vallendár.
Das Haus der abtrünnigen Goldelfen musste umstellt, geräumt, alles und jeder der damit zu schaffen hatten festgenommen werden.
Dort hatten Morde und Folterungen, wahrscheinlich gar Dämonenbeschwörungen stattgefunden...
Lueith versäumte nicht, darauf hinzuweisen, dass der Vallendár "Léstarion", der ihr einst mit menschenfeindlichen Äußerungen als Palastwache aufgefallen war, sehr wahrscheinlich ein Sympathisant der Gruppe war und nicht beteiligt werden sollte, bei dem Eingriff. Eher noch sollte auch er festgehalten und befragt werden. Sie hatte ihn und seine böse Zunge nicht vergessen...

So bald man sie vorließ (und Lueith drängte außer Atem und keuchend aber ungebrochen energisch danach) suchte Lueith das Zwiegespräch mit der Königin, in so privaten, diskreten Rahmen wie möglich. Am besten allein. Um sie dort dann in Kenntnis zu setzen über die schlimmen Entdeckungen in ihrem Reich, in ihrer ohnehin so geplagten Stadt.
Kein Zweifel mehr.

Was danach kam war das akribische Sichten der demaskierenden Unterlagen und Schriften.
Es wurde nach jedem Fitzelchen eines Hinweises, einer Spur gesucht.
Namen, Initialien, Andeutungen...
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#6

Seamus

Auf dem Weg zum Tempel, mit dem befreiten Elion auf der schwebenden Scheibe kauernd, begegneten den Abenteurern nur wenige Elfe. Die Krankheit hatte die Stadt im Griff - und die, welche sie trafen, wirkten eher verwirrt ob dieses Anblicks. Elion selbst war nicht wirklich ansprechbar in diesem Moment. Der große, einst starke Halbelf kauerte sich einfach enger in sich zusammen, konnte die frische wohlige Luft nicht genießen. Nur die Götter wussten, was er in dieser Zeit alles erlebt hatte, die er dort, an diesem schlimmen Ort, verbringen musste.

Nur leichter Widerstand regte sich in dem Gebrochenen, als sich ein sonnenelfischer Heiler um ihn kümmern wollte. Doch der Widerstand war schwach, selbst dafür fehlte die Kraft. Und so versorgte man Elion. Selbst die Priester, die schon so viel gesehen hatten, waren geschockt über seinen Zustand. Mehr als Elion zu waschen, die Haare zu schneiden, ihn zu rasieren, neu einzukleiden und in eine warme Schlafstätte zu stecken, ihn langsam wieder an richtiges Essen gewöhnen...mehr als dies konnten sie anfangs nicht tun. Aber Seamus spürte, dass sie sich ehrlich und aufrichtig um den Halbelfen kümmerten. Er war in guten Händen.

Ny'ara hielt nichts mehr, als sie Seamus' Botschaft vernahm. Sie war so aufgeregt, so durcheinander, dass sie sofort losrannte. Und sicherlich rannte der Schwarze Barde hinterher.
Das Bild im Tempel war nicht gerade aufbauend für Mutter und Barden. Elion lag im weichen Bett und schaute an die Decke. Als seine Mutter ihn berühren wollte, zuckte er zusammen und warf sich im Bett herum. Und Ny'ara....was sollte die Frau fühlen, deren laufendes Herz im Bett vor ihr lag, ihre laufende Seele außerhalb ihres Körpers. Die Tränen rannen der Elfe über die Wangen und hörten so schnell nicht auf. Aber so, wie sie nie die Hoffnung aufgegeben hatte, so hörte sie nun ganz sicher nicht damit auf und steckte den Kopf in den Sand. Der Weg würde lang sein. Doch sie würde ihn gehen. Und wenn Seamus ihr Kind und sie auf diesem Weg begleiten wollte...so war die Elfin ihm dankbar. Und bestimmt würde es auch Elion, irgendwann einmal, sein (?).  


Lueith

Die brennende Lunge ignorierend, gegen die Schwärze vor den Augen kämpfend, fand die Silberelfe Edrahíl schlussendlich auch im Palast, wo er in seiner Kammer Wachpläne durchging und neu aufsetzte. Er schaute die Elfenschwester mit verwundertem Blick an, als diese so abgehetzt vor ihm erschien. Und doch war es gerade dies, was den Kommandanten kaum zögern ließ. Selbst hustend und ein blutiges Tuch achtlos beiseite legend, hörte er Lueith aufmerksam zu. Und schritt gleich zur Tat. Die Wachen, die abkömmlich waren, wurden mobilisiert. Es mochte ein Stundenglas dauern, vielleicht zwei - und so schritten die Wächter Elborias auf dieses Haus der Schande zu um es zu umstellen und alle festzunehmen, die sich darin aufhielten.
Irgendwie wurde Lueith aber das ungute Gefühl nicht los, dass nicht alle Wächter beim Agieren gegen dieses Haus zufrieden wirkten. Waren es Mitwisser? Spielte ihr ihre Vorstellung vielleicht doch nur einen Streich...? 

Auch Seldarelle Marwaen konnte in den ruhigen Minuten, in denen sich Botschafterin und ihre Königin unterhielten, es sichtlich nicht fassen. Zum ersten Mal erlebte Lueith die Seldarelle offen geschockt, wo diese doch stets die Ruhe bewahrt hatte. Hustend, fluchend, weiter hustend...wirkte Marwaen plötzlich müder als je zuvor. So viel hatte die Elfengemeinschaft in kurzer Zeit erlebt. Doch dann nahm die Königin wieder Haltung an. Die Schuldigen würden dem Recht zugeführt werden. Und man würde nach Mitwissern suchen. Vielleicht würden die Befreier Elions ja dabei helfen? Immerhin hatten sie ganz persönlich erlebt, was diese Dämonenbrut angestellt hatte.

Lueiths Durchsicht der Dokumente, die noch vom Feuer gerettet werden konnten, war...frustrierend. Zumindest was Hinweise auf die Helfer anbelangte. Entweder war die Fey'ri sehr sorgfältig gewesen dabei, nichts schriftliches dazu zu hinterlassen, oder sie hatte ihre Korrespondenz woanders aufbewahrt.
So blätterte sich Lueith bei den Aufzeichnungen eher durch die bösartigen Experimente der Fey'ri. Es war schwer zu ertragen, was diese Frau in den Jahren an friedliebenden , aufrichtigen Bewohnern der Insel verbrochen hatte. Und umso besser fühlte es sich neben dem Schmerz, darüber nachzudenken, an, dass sie aufgehalten worden war.
Doch nicht nur Experimente fanden sich darin. Auch Aufzeichnungen zu Beschwörungen, geplanten oder vorgenommen. Eine Nachtvettel - natürlich. Die, die die Hühnerbeinhütte der Hexe besetzt hatte. Sie war zurück im Abyss. Aber es gab noch einen weiteren Eintrag. Die akribische Zeichnung eines Beschwörungskreises. Und das kunstvoll gemalte, fast verspielte Zeichen einer blutenden weiblichen Unterlippe, in der ein eiserner Dorn steckte.
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#7

Die Verwundungen von geschundenen Muskeln kannte Seamus aus persönlicher Erfahrung nur zu gut. Jede malträtierte Partie seines ehemaligen Prachtkörpers schrie in Phantomschmerz der eigenen Folter auf, als er die vertrauten Spuren an dem Halbelf sah. Vernachlässigung, wirre Experimente, weniger als ein Tier war er für diese dämonischen Elfen gewesen. Die strahlend blauen Augen des Schwarzen Barden loderten wie kleine Sönnchen, als der Anblick des offenkundigen Elends sich in grub.
So beäugte er auch die Sonnenelfen im Tempel etwas eingehender. Nicht offenkundig feindselig, aber er hatte sie im Auge. Sie waren der Hauptherd für die grassierenden Seuchen – im Verstand, nicht der Stimme. Erst als er sich sicher war, ließ er Elion dort in diesen findigen Händen.

Und so rannte er natürlich der Mutter nach. Er hatte damals viel versprochen im Vertrauen auf seine Gefährten. Dieses Vertrauen war keineswegs erschüttert, aber die Herausforderungen, die jeden mal weggeführt hatten, mal zerrissen in andere Aufgaben, hatten der Versicherung einen Jahre langen Dämpfer verpasst. Ein nagendes Gefühl des Versagens, selbst als sie den geschundenen Elion doch nicht tot vorgefunden hatten. Als Ny'ara endlich ihren verlorenen Sohn erblickte, hielt sich Seamus ein Stück im Hintergrund, wo er sich, entgegen alles Grandeur, doch meistens aufhielt. Es gab die Last, einen geliebten Menschen zu verlieren. Und die, einen geliebten Menschen gebrochen zu sehen. Schwer war zu sagen, was schwerer auf einem lastete.
Er ließ beiden ihren Augenblick – denn in Augenblicken entschied sich häufig das Geschick. Erst als er sich sicher war, dass Ny'ara bereit war, trat er ein Stück näher, legte eine Hand auf ihre Schulter. Ein heben der Mundwinkel. Nur leicht, aber getragen von jener Zuversicht, die er auch in ihren tränenden Augen erahnte. Es bedurfte nicht immer vieler Worte. Nur ein Nicken. Ein abermaliges Versprechen wie damals. Aber keines, welches Jahre auf sich warten lassen müsste. Schließlich war das Handelshaus immer geschäftig und Besuche in Elboria waren leicht eingefädelt.

Sohn und Mutter gab er ihren nötigen Freiraum, als er den Tempel der elfischen Götter verließ und sich eine wohlverdiente Fluppe ansteckte. Eifrig wuselten da die elfischen Wächter umher, die Lueith alarmiert hatte. Zeitweise ohne einen Führer, der ihm den Aufenthalt hier gestattete, schritt er durch die nächtlichen, wenn auch nie schlafenden Bezirke der Elfenstadt und besah sich die Bemühungen der Vallendar. Nicht aus der Ferne. Dieses von Kälte gezeichnete Haus musste auf den Kopf gestellt werden. Das Frösteln, dem er sowieso als Südgrenzer eher unterworfen war, kroch in seine Glieder. Es brauchte Wärme an diesem schrecklichen Ort.
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